Ein Arab Strap ist ein hierzulande eher unter der Bezeichnung Cockring populäres Penis-Geschirr zur Erektions-Unterstützung. Dieses eher desperate Sexutensil dient dem Songwriter-Duo Aidan Moffat und Malcolm Middleton als Namenspate. Ihre Songs erzählen von der Scheiß-Liebe, dem Scheiß-Leben, von Sex, Alkohol, Eifersucht und dem ganzen anderen Scheiß. *
Mehr gibt es dazu dann auch schon fast nicht zu sagen. Vor und neben dem ganzen (myspace-)Porno um die arctic monkeys nahmen arab strap ein paar Platten auf, die viel zu lange darauf warten mussten, dass ich mich in sie verliebe. In der Zwischenzeit wurden sie eben solange mit ihren Scheiß-Liedern ein bisschen berühmt. Ich liebe Scheiß-Lieder. Vielleicht auch nur, weil die beiden absolut ungestylt durch ihre verspulten low-fi-Videos siffen, als wären ihnen gerade ihre Leben gepfändet worden und weil überhaupt alles scheiße ist und deshalb eben gar nichts anderes übrig bleibt als sich zu zweit in den Proberaum zu verziehen und dem Rest der Welt ein hübsches
Fuck You entgegenzuträllern.


Videos und lalala bei
arab strap.
*
laut.de
pollon - Oktober 3, 00:51
Bei aller Virtualität gibt es Dich auch in echt. Ich schaffe das gerade noch, das festzustellen, dass ich echt bin, dass ich nicht zwischen Buchstaben festklemme, die ich ahnungslos tippe - ich habe tatsächlich in diesem Moment keine Ahnung, worüber ich schreibe, es fühlt sich vielleicht auch nur ungewohnt an, oder neu. Wann endet ein Satz Braucht eine Frage ein Fragezeichen.
Ich fühle mich wie abgerissen, seitdem meine Person in den Zug gestiegen ist, und meine Finger sind kalt, weil es hier nur noch einen Ofen gibt, der nur heizt, wenn es draußen kalt ist, richtig kalt, so kalt, dass mir der Boden unter meinen Füßen jeden Winter aufs Neue zu hart und zu nah vorkommt. Verzeihung, wir haben noch keinen Winter, und ich möchte hier niemanden erkälten und morgen soll es Sonne geben, man möge es sich doch gerne bequem machen. Es gibt auch Kaffee und Schokolade.
Menschen leben in Blasen, die nicht ohne einander existieren können, schrieb Sloterdijk einmal, jeder von uns eine Blase unter vielen in einem großen fluffigen Schaum, der nur existiert, weil seine Blasen ihn zusammenhalten.
Ich hätte jetzt schon gerne ein heißes Schaumbad, entscheide mich dann aber doch für das Bett, in dem ich feststellen werde, dass es zu groß ist und mich an Schlafschatten kuscheln werde, geliebte Schatten, die mir bleiben für die nächste Zeit, die nächsten Nächte.
Ich stelle mir uns vor, wie wir jeder in einer Blase durch die Welt kugeln - es gab mal eine Fernsehreklame für ein Erkältungsmedikament, in dem eine Frau ganz grün oder gelb wurde, weil ihre Blase gesund und mit gestärkten Abwehrkräften durch den Regen stapfte (ich tippe auf Vitamin C) und den ihr begegnenden Passanten Licht und Wohligkeit spendete - und uns mit der Blase unserer Wahl zusammentun, um ein bisschen zu schäumen, wunderbar.
Ich leide einfach unter Entzugserscheinungen. Schrecklich.
pollon - September 30, 04:04
Eine Verbindung herstellen, eine Beziehung aufbauen - für einen halben Tag und eine halbe Nacht bewege ich mich durch seine Kleinstadt und erkenne nichts, sehe nichts, sehe mich nicht, kann mich nicht sehen, nicht einmal vorstellen in dieser Stadt, in der dann doch ein Teil von mir lebt, ein Freund - ein guter Freund, und in seinem Zimmer überall Bücher, die ich las an anderen Orten, und links vor mir immer noch das selbe hässliche lilarote Telefon auf dem immergleichen Schreibtisch mit der speckigen Papierschreibtischunterlage, auf die ich vor Jahren wohl mal Ziffern kritzelte. 02:30 - eine Stunde noch, in einer Stunde sitzen wir im Auto und fliegen dann raus aus diesem Land, raus aus meiner Stadt und raus aus meinem Job, ans Meer, direkt unter die Sonne und mitten ins Nichts.
Ich erkenne mich nicht an diesem Halbtag hier in der kleinen Stadt - ich sehe rückwärts nach gestern noch, wo wochentags mein Leben an meinem Haustürschlüssel festgehangen in der kleinen Schublade unterm Arbeitnehmerschreibtisch verschwindet, bis es am frühen Abend dann müde sich die Augen reibt und von allem Besseren träumt, das es sich nicht immer traut in Betracht zu ziehen - es ist auch etwas sehr bequem, dieses Leben, wir wissen das sehr wohl, es ist ja nicht so, dass wir das nicht sähen.
In Bewegung sein, in Verbindung bleiben, nicht aufhören zu gehen, es gibt immer einen Weg zu gehen, und gestern erst öffnete sich ein neuer Weg, eine Idee noch, ein erster größerer Plan immerhin für ein erstes kleines Ziel. Die nächsten Monate werden anstrengend sicher, doch das ist es wert, es geht hier immerhin um einen Lebensverbesserungsprozess, objektorientiert, anwenderdefiniert auch, die Welt in meinen Händen, frei zu tun, was ich will. Erster Schritt: Erkenne Dich selbst. Und das ist gut. Nächtes Mal fliegen wir dann nach Java. Oder Helsinki, Meerfrauen fühlen sich dort dann doch wohler und ich auch.
the cooper temple clause - take comfort
pollon - August 18, 02:03
Fahre so eine Stunde durch Berlin und laufe schließlich durch Straßen, die nicht anders aussehen wie die Straßen in dem Dorf, in dem ich zur Schule gegangen bin. Sie tragen sogar die gleichen Namen, fast, es könnten die gleichen Namen sein, und es gibt vereinzelte Déjà Vu-Versuche, die lieber gleich sein gelassen werden, weil Instant-Erinnerungen aus dem Heidedorf gerade nicht erwünscht sind. Hinfort mit ihnen, weg mit ihnen, weg mit den kurz geschnittenen Rasen und den hoch glänzenden Deko-Kugeln im Efeuoderwasauchimmer, dem ekelhaften Kitsch der dörflichen Vorgärten und her mit dem kleinen verschachtelten Häuschen mit seinem Wildwuchs aus grünem naturestrikesbackgezussel, in dem die kleinen Katzenkinder sich mit den kleinen Hundekindern auf Perudecken kuscheln. Her mit der Zukunft, denken wir und schauen uns an.
pollon - August 10, 00:23
Müde bin ich, müde, um an Schlaf zu denken und mich in Nachtträumen zu versenken, die das Tageslicht nie erleben werden, wenn die Morgendämmerung sie leise zudecken wird, um ihnen den Schlaf zu schenken, den Schlaf, den tiefen, den süßen tiefen Schlaf. Und jetzt schon: Erinnerung, Erinnerung an eine halbe Stunde im warmen Schatten einer Mauer vorhin am Nachmittag, kostbar und tief, Erinnerung, die mich anküsst und mich träumen lässt. Erinnerung, Traum, Placebo auch und deshalb auch so schön, so schön. Zwei Verliebte auf einer Stufe.
Später entdecke ich mich auf Bordsteinkanten balancierend, vor mir der Hund im Schotter: trägt den größten Stock im Maul, stolz wie ein Kind, das zum ersten Mal freihändig das Fahrrad unter den Füßen jongliert, Kind, das selbstvergessen auf den Bordsteinen die Füße vorsetzt, ich. Selbstvergessen träume ich mich durch meine Erinnerung und bin glücklich, weil sie nicht aufhört, sie fängt erst an und dauert noch und an, lebt in den verpixelten Buchstaben einer SMS am Nachmittag und deckt mich leise zu.
Im Dunklen, jetzt, laut, auf der anderen Seite der Balkontür werden die Schienen geschliffen und die Weichen gereinigt, laut. Ich stehe auf dem Balkon und strecke mich, recke die Schultern, meine Schultern, und schaue über die Dächer nach Süden und weiß genau, wovon ich träumen möchte, bis es Morgen wird. Alles andere ist kein Traum, es ist schöner als zu träumen. Angeküsst.
Ich rufe mürrisch den Hund hinter mir her, beweg Dich, es ist Kreuzung und die Autos sehen kein rot, kaufe bei der lustigen Französin Ziaretten und geniere mich plötzlich, weil meine Hand mir viel zu intim riecht, als sie das Geld aus meiner Hand nimmt. Wie gehts, danke gut und so, bis dann, und einen schönen Abend noch. Gehe aus dem Laden und will verschwinden, den Zug nach Westdeutschland nehmen, dorthin, wo es so sehr Westdeutschland wie sonst nirgends ist und schaffe es doch nur bis in die elende Kollwitzstraße, wo die neuen Neuberliner von den Neuberlinern als Schwaben beschimpft werden, von denen ich hier auch noch fast keinen getroffen habe, ausgeblendet wohl.
Großes Berlin, dickes B oben an der Spree, labile Legende und modernder Mythos, wer hier länger lebt, lernt auszublenden und zu ignorieren, Stadt der Halbgaren und der Halbwesen, modern living auf halber Treppe. Verlasse ich das Haus, blende ich aus, sitzt gleich links von mir die besoffene Horde Hartzmenschen, die Zungen in Bier und Döner eingelegt, ignoriere den Gestank des Scheiterns und gehe nach rechts in die kunterbunte Villa PrenzlBerg, wo die Muttis mit ihren Kinderwägen die Gehsteige beherrschen, allein erziehende Musen des Prekariats, dessen Männer ihre Träume in den prardiesischen Bars irgendwo an den Rändern der Gehsteige ertrinken. Ich bin verliebt, schrecklichschön, schwer verliebt, es tut weh manchmal, manchmal will ich den Zug nehmen und alles ausblenden, meinen Job, den ich nicht mehr will, meine Freunde auch, die ich vernachlässige. Muss los nun, die Bahn nehmen, arbeiten.
Ach.
Sweetness follows.
Der Erfinder des Telefons muss ein außergewöhnlicher Sadist oder auch ein ebenso außergewöhnlicher Masochist gwesen sein.